Gärtner der vier Jahreszeiten

Wolfgang Kobs’ Landgärtnerei in Dersau

Siebenhundertfünfzig Tomatenpflanzen hat Wolfgang Kobs dieses Jahr in seinen Gewächshäusern gepflanzt. Dazu Gurken und Paprika, Blumen, auf drei Hektar Freiland auch Gemüsepflanzen. Schon der Opa hatte nach dem ersten Weltkrieg auf bis zu 7,5 Hektar Land Gemüse angebaut, der Vater zusätzlich Kartoffeln und viele Erdbeeren. Aber seit den 1980er Jahren kauften die Menschen ihr Gemüse mehr und mehr im Supermarkt. Gärtnerei Kobs setzte neben Garten- und Landschaftsbau fast nur noch auf Tomaten. Dann kam das Jahr 2018. Almut und Oliver Laing, ein aus dem Süden zugezogenes Ehepaar, überraschte Kobs mit der Idee, in einem seiner Gewächshäuser ein Café im Grünen zu eröffnen. Wolfgang Kobs ging darauf ein, er nahm den Vorschlag zum Anlass, den Gärtnereibetrieb in den Gewächshäusern wiederaufzunehmen. Sein Leben bis zur gar nicht mehr so fernen Rente ist bunter seitdem. Und Louisa, eine seiner vier Töchter studiert Ökotrophologie und arbeitet so oft es geht in der Gärtnerei mit.

HERR KOBS, IST ES EIN WAGNIS, DIE GÄRTNEREI WIEDER VOLL IN BETRIEB ZU NEHMEN?

 

Einfach ist es nicht. Das Gemüse macht an sich schon viel Arbeit, ein Fulltime-Job, alles Handarbeit. Ich produziere in Bioqualität, allerdings noch nicht zertifiziert. Da ich nicht spritze, gehe ich gegen Schädlinge mit biologischem Pflanzenschutz oder mit Nützlingen vor.

 

 

UND LOHNT ES SICH?

 

Es würde sich lohnen, wenn ich die Menschen erreichen würde, die bereit sind, den Preis zu bezahlen, den ich für die viele Arbeit haben muss. Aber dafür, mich auf Wochenmärkte zu stellen, habe ich einfach nicht die Zeit.

 

 

WAS MACHEN SIE?

 

Zuerst mal die Sache mit dem Café. Die Gäste kommen, und bummeln nach dem Kuchen durch die Gewächshäuser. Meistens sind sie mit dem Fahrrad da. Rieseneinkäufe kann man aber auf diese Weise nicht machen. Sie suchen sich also oft was Schönes aus und kommen später mit dem Auto wieder. Das ist gut, schafft aber noch keine Basis.

 

 

WIE ERREICHEN SIE DIE?

 

Es gibt immer mehr Menschen, die wirklich gutes Gemüse zu schätzen wissen. Eine Folge: Vertriebswege wie die Marktschwärmer sind entstanden. Bei denen bin ich eingestiegen. Ich biete meine Ware auf ihrer Internetplattform an. Da wird sie bestellt und bezahlt. Ich liefere die Ware an einem festen Termin an einen bestimmten Ort, dort holen die Kunden sie sich am selben Tag ab. Eine tolle Idee. Man muss nicht überall in Schleswig-Holstein herumfahren, um regionale Lebensmittel zu bekommen. Es funktioniert eigentlich wie ein Markt, nur muss ich nicht stundenlang hinterm Stand stehen.

 

 

ABER SO LERNEN SIE DIE KUNDEN NICHT KENNEN?    

  

Oh doch. Ich bleibe oft extra, bis die Leute ihre Bestellungen abgeholt haben. So komme ich ins Gespräch, ich lerne sie kennen. Ich will ja wissen, wie sie denken. Wäre doch dumm, wenn sie zum Beispiel Artischocken möchten und ich habe keine gepflanzt. Aktuell beliefere ich drei Standorte. Einen in Plön und zwei in Kiel. Freitags habe ich noch einen Stand beim Bauern Schramm in Schwienkuhlen bei Ahrensbök. Er züchtet und vermarktet ab Hof. Fleisch vom Angler Sattelschwein und Geflügel. Eine gelungene Kombination für eine sehr wertschätzende Kundschaft.

 

 

 

WIE PLANT MAN ALS GÄRTNER?

 

Man lebt mit den Jahreszeiten. Pflanzen, Samen, Zwiebeln haben Ansprüche an Standort, Witterung, Bodenbeschaffenheit und Nahrung. Ich plane, wann ich was wo pflanze oder säe. So sorge ich nach Möglichkeit für eine durchgehende Versorgung mit Gemüse, Salaten oder Kräutern. Manche Kulturen stehen natürlich auch länger an einem Platz, bis sie erntereif sind. In diesem Jahr habe ich gute Erfahrungen mit meinen Artischocken gemacht. Die Nachfrage über die Marktschwärmer war so groß, dass ich im kommenden Jahr einfach besser vorbereitet sein muss.

 

 

WAS IST DAS BESONDERE AN IHREM GEMÜSE?

 

Natürlich der Geschmack. Es gibt Gärtner, die setzen ihre Tomatenpflanzen in Nährstofflösung. die Pflanzen, die Früchte…sieht am Ende alles prima aus. Nur der Geschmack fehlt. Meine Tomaten stehen in guter Erde, Das ist aufwändiger, macht mehr Arbeit, es braucht mehr Dünger und mehr Wasser. Aber sie schmecken!